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Landmarke 9 | Roßtrappe

Roßtrappe
Roßtrappe

Viele Wege führen zum Berghotel „Roßtrappe“: eine Fahrt mit dem Sessellift vom Eingang des Bodetals, wo es ganz in der Nähe ausreichend kostenlose Parkplätze gibt, eine Wanderung über Präsidentenweg und Eselsteig oder direkt mit dem Auto bis zum Berghotel (dort begrenzte Parkmöglichkeiten). Der Präsidentenweg beginnt im Bodetal, ein kurzes Stück hinter der Talstation der Seilbahn. Nachdem wir im Verlauf des Aufstiegs die Trasse des Sesselliftes gequert haben, sind es nur noch wenige Windungen des Serpentinenwegs bis zu den 32 Treppenstufen, die hinauf auf den Granitfelsen der Bülowhöhe führen. Von der Bülowhöhe bzw. vom Aussichtspunkt am Berghotel „Roßtrappe“ eröffnet sich an schönen Tagen ein wunderbarer Ausblick in das Harzvorland. Das eigentliche Ziel ist die Roßtrappe selbst, erreichbar vom Berghotel aus auf einem gut ausgeschilderten Wanderweg.

Sessellift zur Roßtrappe
Sessellift zur Roßtrappe

Der Roßtrappenfelsen besteht überwiegend aus Granit. Dieser wird von verschieden starken Quarzadern durchzogen, was an mehreren Stellen gut erkennbar ist. Die hufförmige Vertiefung im Fels versuchen sich Generationen von Ausflüglern durch eine Sage aus dem Reich der Riesen zu erklären: Die Königstochter Brunhilde wurde von einem böhmischen Prinzen namens Bodo begehrt und verfolgt. Nur durch einen kühnen Sprung ihres Rosses vom Hexentanzplatz über das Bodetal konnte sie sich retten. Vom rettenden Sprung kündet seither das Hufmal. Das Pferd Bodos schaffte es hingegen nicht übers Tal. Ross samt Reiter stürzten in die Tiefe, wo Bodo – verwandelt in einen schwarzen Hund – im Bodekessel die Krone bewacht, die Brunhilde bei ihrem Sprung verlor. Der Fluss soll nach ihm benannt sein. Tatsächlich dürfte es sich bei dem „Hufmal“ um eine vorgeschichtliche Opferstätte mit Bezug zur nahegelegenen Winzenburg handeln.

www.seilbahnen-thale.de

Hexentanzplatz
Hexentanzplatz

Der Hexentanzplatz war in vorchristlicher Zeit eine bedeutende Kultstätte. Davon zeugen Funde und Befunde, die bis in die Jungsteinzeit reichen. Um 750 v. Chr. wurde eine Wallanlage errichtet. Reste dieses „Sachsenwalls“ aus Granitgestein sind auf dem Weg vom Parkplatz zum Bergtheater noch heute erkennbar. In Anlehnung an die Geschichten um den Hexentanzplatz baute der Berliner Architekt und Theaterbaumeister Bernhard Sehring (1855–1941) hier die Walpurgishalle. Im Inneren befinden sich fünf Bilder des Malers Hermann Hendrich (1854–1931), die die Walpurgisnachtszene aus dem „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) illustrieren. Zudem kann ein Opferstein mit germanischen Schriftzeichen besichtigt werden.
Ein wichtiges Refugium heimischer bzw. ehemals im Harz heimischer Arten, darunter Braunbär, Luchs, Wildkatze und Wolf, ist der Tierpark Hexentanzplatz.

Hüttenmuseum
Hüttenmuseum

Zwischen Bahnhof und Seilbahn-Talstation liegt das 1986 gegründete Hüttenmuseum. Es zeigt die geschichtliche und soziale Entwicklung des Betriebes und seiner Beschäftigten. Die Inbetriebnahme einer Blechschmiede 300 Jahre zuvor gilt allgemein als Gründungsjahr des späteren Großbetriebes. Die VEB Eisenhüttenwerke Thale waren bis zum Ende der DDR größter Arbeitgeber der Region. 1831 wurde am Standort die erste schmiedeeiserne Wagenachse Deutschlands hergestellt, 1835 das erste Blechgeschirremaillierwerk Europas gebaut. Von hier wurde Anfang des 20. Jh. unter dem Markenzeichen Löwen-Email ein Zehntel des Weltbedarfs an Emailgeschirr gedeckte. Eine Besonderheit ist die Tandem-Walzenzugdampfmaschine (Baujahr 1911). Sie trieb bis 1990 über eine Kammwalze die Blockwalzstraße mit drei Walzengerüsten an und kann nach Voranmeldung besichtigt werden (April-Oktober).

hüttenmuseum-thale.de

Öffnungszeiten Hüttenmuseum:

April – Oktober
Di – So: 10 – 17 Uhr

Nov – März
Mi – So: 11 – 16 Uhr

Stollen am Wilhemsblick
Stollen am Wilhemsblick

Der zwischen Thale und Treseburg gelegene Talabschnitt ist das bedeutendste Felsental Deutschlands nördlich der Alpen. Die mit fast 90 Grad steilen Felswänden der einzigen Klamm im Harz oder die sichtbare Kontaktgrenze von Granit und Hornfels (ein durch heiße Magmen kontaktmetamorph veränderter Tonschiefer) sind beispielhaft für die beeindruckende Geologie. Von Treseburg ist eine Wanderung ins Bodetal Richtung Thale oder ein Spaziergang zum Aussichtspunkt „Wilhelmsblick“ zu empfehlen. Letzteren erreichen wir von der Straße Richtung Wienrode aus durch einen in den Felsen gehauenen Stollen. Entlang der Straße treten in schiefriger Matrix sehr große Gesteinsbrocken auf. Diese untermeerischen Rutschmassen (Olisthostrome) entstanden zu Beginn der Gebirgsbildung.

Eiszeit-Denkstein
Eiszeit-Denkstein

Zwei Kaltzeiten erreichten den Nordharzrand: die Elster- und die Saale-Kaltzeit. Vor ungefähr 380.000 Jahren, während der Elster-Kaltzeit, gelangte die Gletscherfront erstmalig an den Harz. Im Osten wurde der Harz bis zur Höhe Friedrichsbrunn vom Eis überfahren. Eiszeit-Denksteine an der Hauptstraße in Friedrichsbrunn und am Lühner Torplatz in Blankenburg markieren die Südgrenze der Inlandvereisung. Die Eiszeit-Denksteine zeigen nicht nur die Grenze der Inlandvereisung an. Aus der Zeit ihrer Aufstellung zeigen sie vielmehr auch eine Grenze aus der jüngeren Geschichte Deutschlands: die Staatsgrenze der bis 1990 existierenden Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Friedrichsbrunn entstand 1773-1775 durch Ansiedlung von 50 Familien (Kolonisten).

Bodetal-Information
Tel: 03947 - 776800

Wappen der Askanier (Anhaltiner)
Wappen der Askanier (Anhaltiner)

Über dem Kalten Tal bei Bad Suderode markiert der Preußische Saalstein eine andere Grenze: die Preußens zu Anhalt. Der Preußische Saalstein befindet sich auf der westlichen Talseite. Wie der gegenüberliegende Anhaltische Saalstein im Gebiet der Landmarke 15 ist er eine imposante Felsklippe mit Blockschutthalde im Zweiglimmergranit des Ramberg-Plutons. Unweit von Friedrichsbrunn, an der Straße in Richtung Güntersberge, markiert eine Informationstafel des Regionalverbandes Harz ein früheres Dreiländereck. Dort trafen die Grenzen des Königreichs Preußen, des Herzogtums Anhalt und des Herzogtums Braunschweig aufeinander. In der Umgebung bis hin nach Thale sind zahlreiche Grenzsteine aus der Zeit des 17. bis 19. Jh. zu entdecken, darunter kunstvoll gearbeitete Wappensteine.


Felsgruppe „Hamburger Wappen“
Felsgruppe „Hamburger Wappen“

Zwischen dem Großvater-Felsen bei Blankenburg und dem „Hamburger Wappen“ liegt eines der abenteuerlichsten Wandergebiete der Region. Ein anspruchsvoller Weg mit vielen kleinen Kletterstrecken verläuft auf oder entlang der Felsen der Teufelsmauer, die sich hier im Wald versteckt. Die Silhouette der Felsformation nahe Timmenrode erinnert an die Türme im Wappen der Hansestadt Hamburg. Die anstehenden Gesteine gehören zur Heidelberg-Formation, die hier am Harzrand große Gerölle aus älteren Gesteinen enthält. Sie sind Zeichen des frühen Aufstiegs des Harzes und der Erosion von Buntsandstein und Muschelkalk. Beliebter Ausgangs- oder Zielpunkt für Wanderungen in das Gebiet ist das Hotel „Helsunger Krug“ mit seinem sehr schönen Biergarten.

Teufelsmauer bei Weddersleben
Teufelsmauer bei Weddersleben

Um die mit vielen Prädikaten (u. a. Nationaler Geotop) bedachte Teufelsmauer in ihrer ganzen Pracht zu erleben, fahren wir zum Parkplatz an der Bode bei Weddersleben. Von dort sind Rundwanderungen möglich. Vor ca. 80 Mio. Jahren wurde das Harzgrundgebirge herausgehoben und nach Norden aufgeschoben. Dies führte zur Steilstellung der mächtigen Bänke des Heidelbergsandsteins. Die ursprünglich um die ganze Teufelsmauer herum verstreut liegenden Felstrümmer wurden bis in das 19. Jh. hinein für verschiedene Bauzwecke abgebaut. Danach begann man auch direkt aus der Mauer heraus Steine zu brechen. Da „es nicht geduldet werden kann, dass die Teufelsmauer, welche der ganzen Gegend zur Zierde gereicht, ... zerstört werde“, erließ der Königlich Preußische Landrat in Quedlinburg bereits im Jahr 1833 ein Verbot, dort Steine und Sand abzubauen.

Die Verordnung zum Schutz der Teufelsmauer von 1833 befindet sich in der "Acta No. 9 der Ortsbehörde zu Weddersleben betr. das Steinebrechen an der Teufelsmauer (Vol. 1 1833-1867 der Landwirtschaftlichen oder öconomischen Polizei)" und wird heute im Archiv des Landkreises Harz verwahrt.

Königstein (Teufelsmauer)
Königstein (Teufelsmauer)

Am früheren Zisterzienserklosters Michaelstein beginnt ein Rundwanderweg. Dieser verbindet verschiedene geologische Aufschlüsse, die z. T. im Ergebnis der wirtschaftlichen Aktivitäten des Klosters entstanden. So soll sich am Oberlauf des Klosterbachgrabens eine Ziegelei befunden haben, die Tonvorkommen des Buntsandsteins u.a. zu Mönch & Nonne (historische Dachziegel in Form halbierter Tonröhren) verarbeitete. Das von hier 800 m weiter entfernt gelegene Heilschlammbergwerk „Teufelsbad“ wurde jedoch erst in den 1930er Jahren aufgefahren. Als Kurmittel gewonnen wurde ein schwarzgrüner schluffiger Feinsand (tertiärer Grünsand). 500 m weiter sind im Teufelsbachtal fast senkrecht aufgerichtet Bänke des Muschelkalks aufgeschlossen, die diskordant (ungleich) von sandigen Mergeln und Sandsteinen der Oberkreide (Campan) überlagert sind.

Tourist- und Kurinformation Blankenburg Tel.: 03944 - 2898
www.blankenburg.de

Blick von der Teufelsmauer zum Helsunger Krug
Blick von der Teufelsmauer zum Helsunger Krug

Aus dem Harz abfließende Wässer räumten im Pleistozän eine Mulde aus, in die sich infolge von unterirdischen Salzauslaugungen Becken einsenkten. In eines dieser Becken drang Schichtwasser ein. Auf Seeablagerungen (Mudden) wuchsen dort bald Armleuchteralgen, an denen sich im Wasser gelöster Kalk abscheiden konnte. Es entstand ein Kalkflachmoor, das später verschilfte. Der heute als Heilmittel im Helsunger Bruch kleinflächig abgebaute Torf wurde von dem Schilf gebildet. Der Torfabbau begann 1752 unter der Regierung des Preußenkönigs FRIEDRICH II. († 1786) Seine wirtschaftliche Bedeutung verlor der großflächige Torfabbau erst durch die Erschließung der Braunkohlelagerstätten bei Nachterstedt und Königsaue. Reste des intakten Moores sind geschützt (NSG „Hammelwiese“).

Burgruine Regenstein
Burgruine Regenstein

Der Regenstein ist ein Sandsteinmassiv (Heidelberg- Schichten, Oberkreide) mit einer nach Norden 75 m in die Tiefe fallenden Steilwand. Auf Grund seiner exponierten Lage wurde der Regenstein schon frühzeitig als Burgstandort genutzt. Einer der Söhne von POPPO I. († 1164), dem Ahnherren der Grafen von Regenstein- Blankenburg, nahm seinen Wohnsitz auf dem Regenstein. Der Regenstein war bischöfliches Halberstädter Lehen, anders als Blankenburg (welfisches). Als 1599 das Grafengeschlecht ausstarb, war die Burg auf dem Regenstein längst zugunsten des Schlosses Blankenburg aufgegeben. Ansprüche, die aus den unterschiedlichen Lehnsrechten der Grafschaft Blankenburg-Regenstein herrührten, waren danach Ursache heftiger Auseinandersetzungen zwischen Kurbrandenburg und Braunschweig-Wolfenbüttel. Bis in das 18. Jh. war der Regenstein eine preußische Festung.

Öffnungszeiten Burgruine Regenstein

Apr – Okt
täglich: 10 – 18 Uhr

Nov – März
Di – So: 10 – 16 Uhr

Schlossbergklippen
Schlossbergklippen

Der Schlossberg, ein Sandsteinaufschluss (Unterkreide), erhebt sich an der Südflanke des herzynisch streichenden Quedlinburger Sattels. Dieser trennt die subherzyne Kreidemulde in die Halberstädter Mulde im Norden und die Blankenburger Mulde im Süden. Die Lage des Schlossbergs - exponiert, nahe an der Bode und umgeben von fruchtbarsten Böden – war wohl ein Grund dafür, dass HEINRICH I. (876-936) hier nach seiner Krönung zum deutschen König eine Pfalz errichten ließ. Das von ihm und seiner Frau MATHILDE (895-968) gegründete Freiweltliche Damenstift erlangte große Macht. In der bis heute erhaltenen romanischen Stiftskirche ist der Domschatz ausgestellt - eine Sammlung von kostbaren Reliquien und Evangeliaren. Das Schloss beherbergt ein Museum mit Ausstellungen zur geologischen und geschichtlichen Entwicklung der Stadt und ihrer Umgebung.

Weinbau am Königstein
Weinbau am Königstein

Den Weinberg gibt es tatsächlich am Königstein; „Kamel“ ist im Volksmund die Bezeichnung des imposanten Felsen des Königsteins, dessen Silhouette an ein ruhendes Kamel erinnert. Wie der Schlossberg Quedlinburg markiert der verhärtete Sandstein des Königsteins (190 m über NHN) die Südflanke des Quedlinburger Sattels. Die Sandsteine sind hier ebenfalls durch Kieselsäure imprägniert und infolgedessen „quarzitisch“ geworden, was eine beträchtliche Härte des Gesteins verursachte. Die wellige Oberfläche der Felswände kommt durch dünne verkieselte Adern und Zonen inhomogener Verfestigung zustande. Der Königstein ist eine vorchristliche Kultstätte. Im Faltblatt „Vom Königstein zur Königspfalz“ hat der Regionalverband Harz eine Wanderung quer über den Harz auf den „Wegen Deutscher Kaiser und Könige“ beschrieben, die hier ihren Ausgangspunkt nimmt.

Die Wege Deutscher Kaiser und Könige hat der Regionalverband in sechs Faltblättern beschrieben. Bestellung unter: shop.harzregion.de/de/onlineshop.html

Fossile Muschel vom Salzberg
Fossile Muschel vom Salzberg

Am Ortsausgang Quedlinburg in Richtung Warnstedt markiert der Salzberg die südliche Flanke des Quedlinburger Sattels. Unmittelbar am Straßenrand befindet sich hier auch ein für die Wissenschaft bedeutsamer Aufschluss. Der Salzbergmergel stammt aus der Oberkreide (Santon). Zu jener Zeit vor mehr als 83 Mio. Jahren hatte sich die Harzscholle bereits aus dem Meer gehoben, die Gegend des heutigen Quedlinburg war eine Küstenregion. Halberstädter und Blankenburger Mulde gliederten den Golf; der Quedlinburger Sattel trat als Untiefe in Erscheinung. Der heutige Aufschluss ist Fundort und Typuslokalität verschiedenster Fossilien, besonders kreidezeitlicher Muscheln und Schnecken, und deswegen als Naturdenkmal geschützt. In den Salzbergmergeln sind auch ins Meer gespülte Zapfen und Zweige von Nadelbäumen zu finden. Sie bezeugen die Existenz einer Festlandvegetation.

Seweckenwarte
Seweckenwarte

Von Quedlinburg aus auf der Straße in Richtung Gersdorfer Burg erreichen wir den östlichen Ausläufer des Quedlinburger Sattels: die Seweckenberge. Auf dem höchsten der Berge steht inmitten des Landschaftsschutzgebietes die Seweckenwarte. Sie gehört zum abschnittsweise noch gut erkennbaren Quedlinburger Landgraben- und Wartensystem. Vom Turm bietet sich ein hervorragender Blick über die Blankenburger Mulde und auf die Aufrichtungszone mit den Gegensteinen (Landmarke 15 ) sowie den Harz. In den ehemaligen Steinbrüchen wurde Gips der Anhydrit- Folge abgebaut. Auch Marienglas – eine besondere Form des Gipses – kommt hier vor. Marienglas ist ein durchsichtiger, fensterglasähnlicher Gips. Im Mittelalter wurde Marienglas für Reliquienbehälter und Marienbilder verwendet – daher der Name.

Quedlinburg Information
Tel.: 03946 - 905624
www.quedlinburg-info.de

Stromatolith
Stromatolith

Parallel zum Harz verläuft ein unscheinbarer Höhenzug: der Sonnenberg. Die hier anstehenden Gesteine bezeugen, dass vor 250 Mio. Jahren ein flacher See das Harzvorland bedeckte. Das Sediment an seinem Grund blieb durch die Wellen des Meeres in Bewegung. Kalk „heftete“ sich an einzelne Sedimentkörner; es formten sich kleine Kügelchen. Miteinander verfestigt, bilden die den hier anstehenden Rogenstein. Sobald die Wellenbewegung nachließ, fanden Cyanobakterien (Blaualgen) optimale Bedingungen. Die bildeten auf dem Grund klebrige Biofilme, welche Sedimentpartikel einfingen. Ungestört von Fressfeinden wuchsen die Bakterien schichtartig in die Höhe. Heute erkennen wir diesen Prozess im Gestein an den gerundeten Lagen der Stromatolithe, die auch Schüsselsteine genannt werden. Die Wienröder haben Rogenstein in Bauwerken und Stromatolithen als Viehtränken genutzt.

Die Landschaftsgeschichte des Harzes und seines Vorlandes ist durch einige grundlegende Hebungsprozesse geprägt. Gesteine und tektonische Strukturen im Gebiet geben diesen Erscheinungen Ausdruck. Die erste Reliefbildung kann durch den Aufstieg des Ramberg-Plutons angenommen werden, als Zeugnis des Eindringens granitischer Schmelzen in vorher gebildete und bereits in Hebung befindliche Gesteine am Rande einer Versenkungszone. Dies geschah vor etwa 300 Mio. Jahren am Ende des Erdaltertums. Der zweite Aufstiegsprozess zeichnet sich im Bereich der sogenannten Aufrichtungszone ab, an der die Hebung der Harz-Pultscholle von der Zeit der höheren Kreide vor etwa 75 Mio. Jahren erkennbar ist. In dieser Phase bewegten sich die Gesteine des Harzes entlang zweier im Norden und Süden des Gebirges laufender Hauptstörungsbahnen, der Harznordrand-Störung und der Harzsüdrand-Störung. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Aufrichtungsbewegungen sind die imposanten steilstehenden Sandsteinbänke der „Teufelsmauer“. Eine weitere Episode der Hebungsprozesse im Bereich des Harzes wird im Quedlinburger Sattel deutlich. Diese Struktur entstand durch das Empordringen eines länglichen Salzdomes aus dem Untergrund (beginnend vor 190 Mio. Jahren und bis heute andauernd).

Zwischen der Aufrichtungszone und dem Quedlinburger Sattel erstreckt sich die Blankenburger Mulde, die einerseits durch flachliegende Schichten der Kreidezeit und des Tertiärs geprägt ist. Andererseits finden sich hier auch Reste der pleistozänen Vereisungsphasen. Eiszeitlichen Ursprungs sind ebenfalls die Lößschichten, auf denen sich im Harzvorland die fruchtbaren Schwarzerdeböden bildeten.

Verwitterung und Erosion wirkten unterschiedlich auf die Gesteine ein. Der Granit des Rambergs entwickelte die charakteristischen Figuren der Wollsackverwitterung. Je nach Resistenz wurden die umgebenden Tonschiefer, Grauwacken und Kalke in unterschiedlichen Klimaepisoden ausgeschwemmt, gelöst oder herauspräpariert, sodass die heutige hügelige Mittelgebirgslandschaft des Unterharzes entstehen konnte.

Die Aufrichtungszone zieht sich als schmale Zone steil stehender Schichten entlang der Harznordrandstörung und dokumentiert in spektakulärer wie auch komplexer Weise die Aufstiegsphasen der Harzscholle.

© Regionalverband Harz e. V.

Quedlinburg 2021. Alle Rechte vorbehalten.

Autoren: Dr. Klaus George, Christiane Linke, Dr. Torsten Steiger
Fotos: Dr. Klaus George


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