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HETTSTEDT

Stadtansicht mit Kirche St. Jakobi (li.) und Turm des Saigertors (re.) © Dr. Klaus George
Stadtansicht mit Kirche St. Jakobi (li.) und Turm des Saigertors (re.) © Dr. Klaus George

Hettstedt liegt an der im Unterharz entspringenden Wipper und markiert den Übergang in das östliche Harzvorland. Erste urkundliche Erwähnung fand der zunächst zum Bistum Halberstadt gehörende Ort als „Heiczstete“ 1046 in einer von Kaiser HEINRICH III. († 1056) gezeichneten Schenkungsurkunde an das Bistum Meißen. Im 12./13. Jh. wurde das Dorf von den Arnsteiner Grafen regiert. 1223 lässt Graf ALBERT VON ARNSTEIN († 1241) auf dem rechts der Wipper gelegenen Kupferberg ein Hospital bauen: auf dem Berg, wo der Legende nach die Brüder Napian und Neucke, Goslarer Bergleute, im Jahr 1199 Kupferschiefer fanden. In Hettstedt eingemeindet wurde der Kupferberg allerdings erst 1879. Bauliches Zeugnis Hettstedts aus dem späten 12. bzw. frühen 13. Jh. ist der links der Wipper gelegene Rundturm einer Wasserburg.

Mit dem aufblühenden Bergbau entwickelte sich nicht nur der Kupferberg sondern auch Hettstedt (1283 „civitas“ genannt). Die Stadt erhält im 15./16. Jh. die spätgotische Hallenkirche St. Jakobi. Deren Schutzparton, der an der Pilgermuschel auf Hut und Tasche als JAKOBUS DER ÄLTERE († 44 n. Chr.) identifizierbare Apostel Jesu, trägt im Stadtwappen vom Ende des 14. Jh. als Zeichen der querfurtischen Abstammung der Mansfelder Grafen in seiner Rechten das Querfurter, in seiner Linken das Mansfelder Wappen. Die Mansfelder Grafen kamen 1394 in den Besitz der Wasserburg. Das Stadtrecht war Hettstedt bereits im Jahr 1334 verliehen worden, noch bevor 1341 der Bischof von Halberstadt im Erbfolgekrieg mit den Regensteiner Grafen Hettstedt erobert hatte. Der Bischof war es dann auch, der den Mansfelder Grafen die Burg zum Pfand gab. Doch 1439 besetzten Bürger der Stadt die Wasserburg, woraufhin die Mansfelder Grafen die inzwischen von einer Mauer und Türmen (Molmeckturm 1434) umgebene Stadt belagerten und schließlich eroberten. Hettstedt wurde Teil der Grafschaft Mansfeld. Als am 31. März 1780 der letzte Graf verunglückte und damit das Geschlecht der Mansfelder im Mannesstamm ausstarb, hatten die Mansfelder Grafen längst ihre Reichsunmittelbarkeit verloren. Ihre Herrschaft stand unter Zwangsverwaltung. Nun fiel Hettstedt auch formell an Kursachsen und wurde 1815 schließlich preußisch. Aus dem Mansfelder Seekreis kam die Hettstedt-Gerbstedter Stadtflur 1876 in den Mansfelder Gebirgskreis und verblieb dort, bis dieser 1950 aufgelöst wurde. Kurzzeitig gehörte das Gebiet dann zum Kreis Eisleben, ehe Hettstedt am 25. Juli 1952 selbst Kreisstadt wurde.

Der am 17. Mai 1990 in „Landkreis“ umbenannte Kreis Hettstedt war am 10. Juni 1992 Gründungsmitglied des Regionalverbandes Harz e. V. sowie der ebenfalls über die Ländergrenzen Sachsen-Anhalts auch in Niedersachsen und Thüringen agierenden Vereine Naturpark Harz e. V. und Kulturverband Harz e. V. Die gut vier Jahrzehnte dauernde Ära Hettstedts als Kreisstadt endete am 30. Juni 1994. Der neue Landkreis Mansfelder Land hatte seinen Sitz in Eisleben und trat zum Ende des Jahres 1999 aus dem Regionalverband Harz aus. Man orientierte sich stärker in Richtung Halle. Erst durch die letzte Kreisgebietsneugliederung 2007 fand das Gebiet des früheren Landkreises Hettstedt als Teil des Landkreises Mansfeld-Südharz den Weg zurück in die länderübergreifend tätige Gemeinschaft des Regionalverbandes Harz (RVH). Die Stadt Hettstedt selbst ist als Fördermitglied des RVH seit 2011 Teil der großen kommunalen Familie, die sich die einheitliche Entwicklung der Harzregion als Natur- und Geopark auf die Fahnen geschrieben hat. Zur Stadt Hettstedt gehören seit 1. September 2010 auch die Ortsteile Walbeck (880 Einwohner) und Ritterode mit Meisberg (320 Einwohner). Die Kernstadt selbst zählte 14.427 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2011).

Die Entwicklung der Stadt Hettstedt ist untrennbar verbunden mit dem Bergbau und dem Hüttenwesen. Die Grundlagen dafür schuf die Natur vor mehr als 250 Mio. Jahren während der Zeit des Zechsteins. Dass die Zeit des letzten Abschnitts des Erdaltertums (Paläozoikums) heute „Zechstein“ genannt wird, hat seinen Ursprung im Mansfelder Land. Die Bergleute hier errichteten ihre Bergwerksgebäude (Zechen) für den Abbau des Kupferschiefers auf dem „zähen Stein“. Aus den frühesten Ablagerungen des an seinem Grund sauerstofffreien Zechsteinmeeres entstand der Kupferschiefer, der auch andere Metalle, insbesondere Silber, enthält. Hettstedt liegt am Rand der herausgehobenen Harzscholle. Sedimentschichten sind hier verstellt, das Kupferschieferflöz streicht örtlich an der Erdoberfläche aus. Zeugnis davon gibt die Kleinhaldenlandschaft in der Umgebung von Hettstedt. Ab Mitte des 15. Jh. wurde ein spezielles Verfahren der Metallverhüttung (Saigerverfahren) angewendet, das eine einfachere Abtrennung des Silbers ermöglichte. Es war die Grundlage des Aufschwungs der Stadt Hettstedt als Handels- und Hüttenplatz.

Das Saigertor, eines von drei Toren in der Stadtmauer, trägt seinen Namen, weil es den Weg aus der Stadt zur Saigerhütte im Silbergrund eröffnete. Es ist heute eines der Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Kupferberg finden wir die frühere Kirche St. Gangolf – heute ein Ort für Ausstellungen und Konzerte. Der Bahnhof befindet sich südöstlich der Altstadt im Stadtteil Burgörner-Neudorf. In Burgörner-Altdorf finden wir dann das Mansfeld Museum. Es ist untergebracht in einem barocken Schloss, in welchem auch WILHELM VON HUMBOLDT († 1835) einige Jahre wohnte. Hauptattraktion des Museums ist der originalgetreue Nachbau der ersten deutschen Dampfmaschine Wattscher Bauart. Sie kam zur Wasserhaltung im König-Friedrich-Schacht nahe Hettstedt zum Einsatz. Weiteres über das spannende Kapitel der Industriegeschichte verrät das Faltblatt für die Landmarke 17 aus der Geoparkserie des Regionalverbandes Harz. Dieses Faltblatt animiert auch zu einer kleinen Wanderung zum „Grand Canyon“ des Mansfelder Landes. Dort, im Tal der Heiligen Reiser, hat der Regionalverband Harz 2011 Landschaftspflegearbeiten durchführen lassen und eine Informationstafel aufgestellt.

Attraktives Ausflugsziel ist auch der Tierpark in Walbeck. Man kann dort auch gemütlich einen Imbiss einnehmen oder einen Kaffee trinken, während sich die Kinder oder Enkelkinder auf dem attraktiven Spielplatz austoben. Vom Tierpark führt ein Wanderweg vorbei an der Adelheideiche zum Planteurhaus, einem klassizistischen Bau aus der Zeit des frühen 19. Jh. Das Schloss Walbeck auf dem Gelände einer Pfalzanlage, die Kaiser OTTO I. († 973) seiner zweiten Frau ADELHEID († 999) schenkte, wird hoffentlich bald wieder aus seinem Dornröschenschlaf geweckt!

Wer Hettstedt und das Mansfelder Land besucht wird auf Menschen treffen, die sich in ihrer ganz eigenen „mansfällor“ Mundart herzlich über jeden Gast freuen. Mit dem Niedergang der Schwerindustrie (Mansfeld Kombinat) nach der Wiedervereinigung Deutschlands ist der größte Teil der Arbeitsplätze verloren gegangen. Die Region hat einen schwierigen Anpassungsprozess zu meistern. Größter Arbeitgeber der Stadt ist aktuell mit über 1.000 Beschäftigten die MKN Mansfelder Kupfer und Messing GmbH. Hettstedt ist ein regional bedeutender Schulstandort. Die Grundschule II ist Mitglied im Netzwerk der Unesco-Projekt-Schulen Deutschland. PUNKTum berichtet als lokaler Fernsehsender aktuell aus der Region.

von Dr. Klaus George

Weiterführende Literatur:

GEOPARK HARZ . BRAUNSCHWEIGER LAND . OSTFALEN GBR (Hrsg., 2009): Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen. Die klassischen Quadratmeilen der Geologie. Königslutter, Quedlinburg.

GÖSCHEL, H. (Hrsg., 1985): Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. 3. Auflage, VEB Bibliographisches Institut Leipzig.

FRIEDEL, C.-H., C. LINKE, M. THOMAE & M. WENZEL (2011): Landmarke 17 – Schloss Mansfeld. Faltblatt des Regionalverbandes Harz. 4., neu bearbeitete Auflage, Quedlinburg.

SCHWINEKÖPER, B. (1987): Provinz Sachsen-Anhalt. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 11. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage, Alfred Kröner Verlag Stuttgart.

Rathaus Hettstedt

Im Jahr 1428 wird ein Rathaus mitten auf dem Markt erstmals erwähnt. Es war vermutlich ein zweigeschossiger Fachwerkbau. 1506 brennen alle Häuser auf dem Markt mitsamt dem Rathaus und der ersten Häuserreihe vor dem jetzigen Rathaus ab. 1520 wird der hintere Teil des jetzigen Rathauses gebaut, sechs Jahre später der vordere Teil. Wegen des sumpfigen Untergrunds wird der Bau auf der Marktseite auf Pfeiler gesetzt. Während des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648 wird das Rathaus stark zerstört, aber danach wieder aufgebaut. Am Ende des Krieges erhält der zweigeschossige Bau noch einen Turm mit einer kleinen Glocke. Das Glöckchen läutete immer im Dezember um die Hauseigentümer in der Stadt an die Zahlung des Hausschosses (Steuern) zu erinnern.
Im Jahr 1879 wird das Rathaus im neuklassizistischen Stil umgebaut. Ein weiterer Umbau schließt sich Anfang des 20. Jh. an, weil sich die Vorderseite um ca. 25 cm zum Markt hin geneigt hat. Dabei werden die alten Bauunterlagen von vor 1879 zu Grunde gelegt. Da sich die Stadt und die Stadtverwaltung vergrößert haben, wird das alte Rathaus nachgebaut und noch ein Stockwerk aufgesetzt. Als neue Pfeiler in den Untergrund gesetzt werden sollen, stellt sich bei den Bohrungen heraus, dass nach einer Deckschicht von 4 m eine 3 m starke Auelehm-Schicht kommt und erst danach fester Untergrund folgt. Diese Auelehm-Schicht gilt als das Urstrombett der Wipper, die einmal mitten über den heutigen Markt floss. Das Rathaus von 1913 ist der gegenwärtige Bau.

von Otto Spieler

St. Jakobi-Kirche Hettstedt
St.-Jakobi-Kirche © Zeichnung: Hans-Werner Scharf
St.-Jakobi-Kirche © Zeichnung: Hans-Werner Scharf

Die St.-Jakobi-Kirche ist eine spätgotische Hallenkirche mit gotischem Netzgewölbe im Chor und einfachem Tonnengewölbe im Langhaus. Die für die Gotik charakteristischen Spitzbögen sind deutlich an den Fenstern und an den Eingängen zu erkennen.
Im Jahr 1223 wird erstmals eine St. Georgskirche am gleichen Standort erwähnt. Die erste Urkunde mit der Nennung der Jakobi-Kirche stammt aus dem Jahr 1361. Laut der noch vorhandenen Inschrift über dem südlichen Portal beginnt der Bau der neuen St.-Jakobi-Kirche 1418. Sechs Jahre später wird ein Altar gebaut, noch einmal vier Jahre später beginnt der Bau des Turms. 1438 stimmt die Äbtissin Anna zu Quedlinburg zu, einen Altar zur Ehre des heiligen Kreuzes St. Peters und Pauls in der Pfarrkirche Hettstedt zu stiften. In den folgenden Jahren wird der Kirchenbau fortgesetzt. Im Jahr 1529 findet der erste evangelische Gottesdienst in der Kirche statt. Von da an ist die St.-Jakobi-Kirche eine evangelische Kirche. 1697 brennt sie während eines Stadtbrandes bis auf die Mauern nieder. 1732 wird der alte gotische Altar von 1424 durch einen Barockaltar ersetzt. Eine Hildebrandt-Orgel wird 1749 eingebaut.
Im Jahr 1902 wird die Stelle des Türmers gestrichen. Drei Jahre später steht ein umfassender Umbau der Kirche an. Dazu gehören u. a. der Rückbau der zwei Wohntürme und der Einbau einer Rühlemann-Orgel. Sie ist außerhalb von Zörbig die größte Rühlmann-Orgel mit 45 klingenden Stimmen auf drei Manualen und ein Pedal verteilt. Mit dem Einbau der Orgel wird auch die Orgelempore vergrößert. Die neue Turmuhr der Berliner Firma Rochlitz erhält auf der Weltausstellung 1905 in Paris und St. Louis die Goldmedaille. Diese Uhr läuft heute noch sehr genau. Am Aufgang zur Kanzel wird außerdem noch eine Himmelskugel angebracht. Sie stellt alle Tierkreiszeichen und Sternbilder des nördlichen Himmels dar. In den Jahren 1976 und 1977 finden letzte große Renovierungen statt. Das Dach wird 2010 teilweise neu eingedeckt. 2012 werden einige Kreuzblumen aus Sandstein erneuert. Sie krönen die Stützpfeiler im äußeren Mauerwerk. Der St. Jakobus-Pilgerweg durch Sachsen-Anhalt führt auch durch Hettstedt. Vor der St. Jakobi-Kirche steht ein kleiner Obelisk, der auf diesen Weg hinweist. Seit einigen Jahren wird im Juli ein Jacobuslauf in Hettstedt durchgeführt.

Evangelisches Pfarramt St. Jakobi Hettstedt
Ansprechpartner: Pfarrer Sebastian Bartsch
Telefon: 03476 812410
Kirchplatz 3
06333 Hettstedt

von Otto Spieler

Saigertor Hettstedt

Im Jahre 1439 wird das Saigertor zum ersten Mal erwähnt, als Hettstedt durch die Grafen von Mansfeld eingenommen wird. Danach entstand ein Lied „… sie kamen um den Scheuberg her und kamen vor einen hohen Turm …“ Zu diesem Zeitpunkt heißt es noch Freimarkter Tor. 1517 brennt es ab. 20 Jahre später wird es neu erbaut. Eine zum Freimarkt hin angebrachte Tafel hat folgende Inschrift (zu Deutsch): „Der Herr ist unser Schutz. Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Erbaut im Jahre 1537.“ Das Mansfelder Grafenwappen zeigt die mittelbaren Lehnsherren der Stadt an. Außerdem erhält der Turm eine Uhr, allerdings nur mit einem großen Zeiger für die Stunden. 1651 brennt das Freimarkter Tor ein weiteres Mal ab und wird danach nur notdürftig repariert.

1669 wird es erstmalig Saigertor genannt. Nach einem erneuten Brand 1697 und dem Wiederaufbau erhält das Saigertor seine heutige Gestalt. Verschiedene Renovierungen folgen Ende des 19. Jh. Das Saigertor erhält u. a. eine neue Uhr. Im Jahr 1904 kommt die Diskussion auf, das Saigertor als Verkehrshindernis abzureißen. Diese Diskussion wird jedoch verworfen, denn 1907 wird die Durchfahrt um einen Meter erhöht um eine eventuelle Durchfahrt der elektrischen Kleinbahn zu ermöglichen. Seit 1972 gehört das Saigertor zur Fußgängerzone. Als die Kugel mit der Wetterfahne 1988 zur Reparatur abgenommen wird, finden sich in ihr drei verlötete Dokumentenhüllen, eine stark verwitterte goldene Platte und ein beschädigtes kleines Fläschchen. Ein Jahr später wird sie samt Inhalt wieder aufgesetzt. Das Saigertor ist ca. 36 m hoch.

von Otto Spieler

Molmeckturm Hettstedt

Der Molmeckturm wird 1434 als Flankenturm des Molmecker Tores von einem JAKOB MOLMISS erbaut. Er gehört zu den drei Stadttoren Hettstedts und dient bis ins 18. Jh. als Stadtgefängnis. Davon zeugt auch ein Verließ im unteren Turmbereich, das eine Tiefe von ca. 7 m hat und nur über eine Leiter oder ein Seil betreten oder verlassen werden kann. 1827 wird das Tor aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen, da die Straße um ca. 7 m nach links verlegt wird. Anlässlich der 500-Jahrfeier der Braukommune Hettstedt 1934 werden die Stadttore aus Pappe nachgebaut. Das Stadttor befand sich links neben dem Molmeckturm und war ca. 14 m hoch.

Die Wasserspeierfigur an der oberen Südostecke des Turms soll MOLMISS darstellen. Dazu gibt es drei Sagen. Je nach Sage war MOLMISS ein Graf, ein Getreide- oder ein Viehhändler. Alle drei Sagen haben den gleichen Sinn. Nachdem er eine Ungerechtigkeit begangen hatte, wurde MOLMISS in den Turm eingesperrt und bekam weder zu Essen noch zu Trinken. Als er aus seinem Gefängnis ausbrechen wollte, blieb er an einer Ecke des Turmes hängen. Der Molmeckturm ist seit 2010 zu besichtigen.

von Otto Spieler

Alte Hettstedter Druckerei Heise

Frau FRIEDEL HOHNBAUM-HORNSCHUCH übernimmt als letzte Erbin 1990 die Druckerei. Sie steht vor der Entscheidung, alles zu verkaufen, zu verschenken oder zu verschrotten. Ihre Familiengeschichte ist eng mit der Druckerei verbunden.

Bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1872 war der Sanitätsrat Dr. med. REINHOLD FRIEDRICH MORITZ HOHNBAUM-HORNSCHUCH († 1872) Leibmedicus des FÜRSTEN ZU PUTBUS auf Rügen. Sein Sohn WILHELM († 1936) schlägt allerdings eine andere Laufbahn ein: Im Jahre 1909 wird er als verantwortlicher Redakteur der „Hettstedter Zeitung“ genannt. Unter dem Herausgeber ERNST FREYBURG erscheint sie ab 1889 als zweite Hettstedter Zeitung. Wann WILHELM die Zeitung übernommen hat, ist nicht bekannt. Aus seiner Ehe gehen zwei Kinder hervor, ERHARD und HILDE. ERHARD wird ebenfalls Redakteur, zieht aber nach Breslau und arbeitet dort bei der Morgenpost. Dort lernt er ELISABETH KIRSCH († 1994) kennen, die er 1925 heiratet. Nach dem Tod von WILHELM braucht die „Hettstedter Zeitung“ mit 16 Beschäftigten einen Nachfolger. Während der Beerdigungsvorbereitungen nimmt sich ERHARD jedoch das Leben. Seine Frau ELISABETH zieht daraufhin nach Hettstedt und übernimmt die Druckerei. Von 1936 bis 1939 führt sie die Druckerei unter großen Schwierigkeiten. Sie entgeht z. B. knapp dem Herausgabeverbot, weil ihr Chefredakteur EMIL BÜTTNER keine Ausbildung hat. Der Zeitungskopf heißt zu dieser Zeit „W. Hohnbaum-Hornschuchs Erben“.

ELISABETHs Tochter FRIEDEL ist noch nicht mündig. Ihr Vormund ist der Bücherrevisor ALBERT HEISE († 1960) aus Hettstedt. Im Jahre 1939 heiratet ALBERT HEISE ELISABETH HOHNBAUM-HORNSCHUCH. Am 31. Mai 1941 erscheint die Hettstedter Zeitung das letzte Mal. ALBERT HEISE will den Betrieb aufrechterhalten. Rettung bringt Anfang 1944 eine Kriegsbetriebsgemeinschaft mit einer Druckerei in Hannover. Im April 1945 marschieren die Amerikaner in Hettstedt ein und lassen in der Druckerei für die Armee eine Soldatenzeitung („The Track“) drucken. Die Russen kümmern sich seit ihrem Einzug in die Stadt am 1. Juli 1945 wenig um die Druckerei. Schließlich wird auch sie enteignet und verstaatlicht.

Im Jahre 1949 verlässt FRIEDEL HOHNBAUM-HORNSCHUCH Hettstedt und zieht nach Berlin. Dort arbeitet sie bei der Berliner Zeitung als Redakteurin. Sie studiert Literatur und ist zuletzt Lektorin in einem Buchverlag. ELISABETH HEISE führt die Druckerei bis zu ihrer Schließung 1990 weiter. Im Jahre 1995 zieht FRIEDEL HOHNBAUM-HORNSCHUCH wieder nach Hettstedt – beseelt von dem Gedanken, eine 100 Jahre alte Druckerei der Nachwelt als technisches Denkmal zu erhalten. Drei Jahre später übernimmt die Stadt Hettstedt die Druckerei samt Gebäude. Zum Tag des offenen Denkmals 2000 wird die Druckerei erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert, was auf großes Interesse stößt. Im Jahr 2001 wird der Verein „Alte Hettstedter Druckerei Heise e. V.“ gegründet. Das Hauptziel des Vereins ist die umfassende Sanierung und Restaurierung der historischen Technik. Noch im gleichen Jahr tritt FRIEDEL HOHNBAUM-HORNSCHUCH die Druckerei an die Stadt Hettstedt ab. Außerdem schenkt sie der Stadt das gesamte technische und historische Inventar. In den folgenden Jahren werden umfassende Sanierungsarbeiten durchgeführt. Heute bietet sich dem Besucher ein einzigartiges Bild: ein Druckereibetrieb mit betriebsfähigen Maschinen, die vorgeführt oder von Vereinsmitgliedern erläutert werden.

Kontakt: Alte Hettstedter Druckerei Heise e. V.
Ansprechpartner: Jochen Miche
Telefon: 03476 800176
Wilhelmstraße 2
06333 Hettstedt

von Otto Spieler

Wasserburg und Brauhaus Hettstedt

Nachdem die Stadt Hettstedt einen Wettbewerb für den Bau eines behindertengerechten Busbahnhofs gewonnen hatte, konnte der Busbahnhof aus dem Jahre 1969 umgebaut werden. Mit Beginn der Bauarbeiten 2008 erhielten Archäologen die einmalige Gelegenheit, neue Kenntnisse zur Baugeschichte der Hettstedter Wasserburg zu gewinnen. Alle bekannten Burgenforscher haben diese Burg kaum in Augenschein genommen, da die vorhandene Bausubstanz im Laufe der Jahrhunderte ständig verändert und damit verfälscht wurde. Die Ausgrabungen im Bereich der Kernburg werden auf einer Fläche von 30 x 30 m durchgeführt. In der Nordwestecke am Turm wird bis zu 3 m tief gegraben. Dort haben die Wissenschaftler eine Pforte entdeckt und stoßen bei ca. 3 m Tiefe auf das wahrscheinlich erste Hofpflaster. Die Ausgrabungen ergaben, dass die Burg vom Typ eines Norddeutschen Kastells eine Drei-Flügel-Anlage war. Die Mauern waren bis zu 2,20 m dick. Einzigartig ist die Bauweise. An jeder Seite wurden vier bis fünf Punktfundamente gesetzt, die als Pfeiler hochgemauert und im Erdgeschoss bei einer Höhe von ca. 5 m durch Bögen überspannt wurden. Trotz des feuchten Bodens hatte die Burg dadurch eine hohe Standfestigkeit.

In der Südwestecke des Grabungsgeländes entdecken die Wissenschaftler eine Kapelle, die aus dem 15. Jh. stammt. Sie finden außerdem einen kleinen Sarkophag aus rotem Sandstein sowie Scherben und weitere Kleinfunde. Außer dem Bergfried, zwei Garagen, einem Wohnhaus und dem Brauhaus wurden 1967 und 1968 alle Überreste der Burg abgerissen.

Die Burg wird von 1204 bis 1224 vermutlich von ALBRECHT I. VON ARNSTEIN gebaut. Um 1298 erhalten die Grafen von Falkenstein durch die Heirat LUITGARDs VON ARNSTEIN mit OTTO IV. VON FALKENSTEIN und durch den Beitritt WALTERS IX. VON ARNSTEIN zum Deutschen Orden die Herrschaft Arnstein. OTTOs Tochter ODA erbt Arnstein, das durch ihre Heirat mit ULRICH III. VON REGENSTEIN um 1334 an Regenstein kommt. Ihr Enkel ULRICH V. und Graf BURCHARD VON REGENSTEIN verkaufen die Herrschaft Arnstein 1387 ohne Alterode, Stangerode und Stadt und Schloss Hettstedt an die Grafen BUSSO und GÜNTHER VON MANSFELD. Bis zu diesem Zeitpunkt ist unbekannt, ob die Wasserburg nach den Arnsteinern ständig besetzt war und wie sie ausgesehen hat. Im 8. und 9. Jh. gibt es an der linken Wipperseite eine wichtige Reichsstraße, genannt der „Faule Weg“. Er verbindet Goslar, Halberstadt, Aschersleben, Freckleben, Sandersleben, Hettstedt und Sangerhausen. Hettstedt kommt 1439 in Mansfelder Besitz. Die Burg wird kurz darauf zu einer Wohnburg umgebaut. Hettstedter Familien verteidigen sie erfolgreich während des Dreißigjährigen Krieges. Ab 1700 wird sie zur Brauerei umgebaut und ständig genutzt. Die Braukommune Hettstedt unterzeichnet im Jahre 1855 mit der Stadt Hettstedt einen Vertrag zur Nutzung der Burganlage für Brauzwecke. 1911 versiegt der Burgbrunnen und es erfolgt der Anschluss an das Trinkwassernetz. Über 20 Jahre später wird das Brauhaus mit einer Fachwerkblende aufgestockt und die Fassade umgebaut, so dass es sein heutiges Aussehen erhält. In den 1950er Jahren zieht ein Heimatmuseum in das Gebäude ein. Zu DDR-Zeiten wird es als militärpolitisches Kabinett und Schulungsraum der SED-Kreisleitung genutzt. Anfang der 1990er Jahre wird das Gebäude umfassend saniert, so dass 1993 die Stadtinformation einziehen kann, die bis 1998 dort bleibt. 1999 wird das Brauhaus an die Braukommune Hettstedt w. V. zurückgegeben und zwei Jahre später eine ständige Ausstellung zur Braugeschichte der Stadt eingerichtet. Seit dem Jahr 2010 befindet sich dort eine zweite ständige Ausstellung zu den Baudenkmalen Hettstedts. Hier ist das Modell der Wasserburg im Maßstab 1:30 zu sehen.

Kontakt:
Braukommune Hettstedt w. V.
Ansprechpartner: Otto Spieler
Telefon: 03476 811249
Maxgasse 2
06333 Hettstedt

von Otto Spieler

St.-Gangolf-Kirche auf dem Kupferberg Hettstedt

Vermutlich gab es schon vor ca. 5.000 Jahren Kupferbergbau im Mansfelder Land. Die beiden legendären Bergknappen Nappian und Neuke haben also den Kupferschiefer auf dem Kupferberg in Hettstedt um 1200 wieder entdeckt. Der Name „Kupferberg“ lässt sich vor 1200 nicht nachweisen. Die Figuren der beiden Bergmänner sind in Stein gehauen und im Heimatmuseum Eisleben zu sehen. Um 1930 wurden Kopien angefertigt, die im Mansfeld-Museum Hettstedt ausgestellt sind.

Um 1200 sind die Herren von Arnstein Besitzer des Kupferberges und bauen dort eine Kapelle sowie ein kleines Hospital. Die Kapelle wird der Jungfrau Maria und später dem heiligen Gangolf geweiht. In der Chronik der Grafschaft Mansfeld von CYRIAKUS SPANGENBERG heißt es: „… ein Kirchlein in der Ehre der Mutter Gottes und St. Gundulfi mit Vergunst der Herrschaft gestiftet und ein Heuslein darneben gebauet für arme, alte und gebrechliche Bergleute, so ihr Brot nicht mehr erwerben können …“ Im Jahr 1223 löst Graf ALBERT VON ARNSTEIN mit Zustimmung des Hettstedter Pfarrers HEINRICH VON DROHNDORF die Kapelle aus dem dortigen Pfarrverband und übereignet sie dem Kupferberg. In den folgenden Jahren kommen weitere Ländereien dazu. Seit 1225 haben Hospital und Kapelle einen eigenen Pfarrherrn, der 1231 vom Bischof FRIEDRICH ZU HALBERSTADT konfirmiert und bestätigt wird. Graf WALTER VON ARNSTEIN und seine Mutter Mechthild beschließen 1250, das Hospital zu einem Kloster auszubauen. Fünf Jahre später bewilligt Bischof VOLLRATH VON HALBERSTADT den Bau des Jungfrauenklosters des Augustinerordens, mit dem auch gleich begonnen wird. Die Umsiedlung des Klosters vom Kupferberg in das inzwischen neu errichtete Kloster zu Oberwiederstedt erfolgt 1261. Ende der 1260er Jahre ordnet Bischof VOLLRATH VON HALBERSTADT an, dass der Kupferberg und Oberwiederstedt eine Pfarre werden sollen und ein Kapellan für den Kupferberg zuständig sein soll. Um 1400 werden Kapelle und Hospital zur gotischen Dorfkirche mit Sakristei, Vorhalle, Flügelaltar und Holzbalkendecke umgebaut. Im Jahr 1539 kauft CASPAR RÖDER aus Großörner mehrere Grundstücke auf dem Kupferberg und errichtet dort ein Gut (später Engelsgarten genannt). Im gleichen Jahr sterben auf dem Kupferberg 80 Personen an der Pest.

Nach der Säkularisierung nehmen die evangelischen Grafen von Mansfeld auch den Kupferberg in ihren Besitz. Im Jahr 1561 verpfänden sie das Klostergut Oberwiederstedt mit dem Kupferberg für 14.000 Gulden an den kursächsischen Rittmeister JAKOB VON BLANKENBURG, behalten sich aber die hohen peinlichen Halsgerichte (Todesstrafe) auf dem Kupferberg vor, welche sie zum Amt Friedeburg schlagen. Ende des 16. Jh. schreibt SPANGENBERG, dass der Kupferberg ein besonderer, eigener Ort, von der Stadt abgeschieden, von vielen bewohnt ist und sogar einen eigenen Rat, Kirche und Pfarrer hat und zum Amt Friedeburg gehört. Weitere Pestwellen und Brände folgen im 17. Jh. Im Jahr 1634, vielleicht auch schon früher, erwirbt die Familie von Hardenberg das Klosteramt in Oberwiederstedt. Dort kommt 1772 der Dichter FRIEDRICH VON HARDENBERG (genannt Novalis) zur Welt. Von der Mitte des 17. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. steigt die Einwohnerzahl auf dem Kupferberg stark an – von 50 auf 294 Personen. Ab der Mitte des 19. Jh. ist eine Schule auf dem Kupferberg belegt. 1879 wird die Eingemeindung nach Hettstedt vollzogen. Fünf Jahre später folgt die Eingemeindung der St.-Gangolf-Kirche. 1895 wird eine pneumatische Orgel des Orgelbauers WILHELM RÜHLEMANN mit zwei Manualen, Pedal und zwölf Registern in die Kirche eingebaut. Letzte Baureste des Röderschen Gutes werden 1931 in einen Hausneubau einbezogen.

Um 1975 wird die St.-Gangolf-Kirche geschlossen. 1991 fasst die Hettstedter Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, die älteste Kirche der Stadt und außerdem die älteste Bergmannskirche der Region zu übernehmen. Zwei Jahre später erfolgt nach der Entweihung der Kirche die Übergabe mit Grund und Boden an die Stadt Hettstedt. Eine 1994 durchgeführte Unterschriftensammlung bewies, dass die Bevölkerung großes Interesse an der Restaurierung der Kirche zeigte. Ein Jahr später wurde der Förderverein „Gangolfkirche Hettstedt e. V.“ gegründet. In den folgenden Jahren wird die Kirche mit Hilfe großzügiger Spenden und Fördermittel außen und innen saniert. Anlässlich der 800-Jahrfeier des Mansfelder Kupferschieferbergbaus wird 1999 eine Gedenktafel aus Kupfer an der St.-Gangolf-Kirche angebracht. Inzwischen sind über 1 Mio. Euro verwendet worden um aus einer verfallenen und fast vergessenen Kirche wieder ein jahrhundertealtes Kleinod der Region zu schaffen. Die Stadt Hettstedt und der Förderverein haben es geschafft, mittlerweile auch die Rühlmann-Orgel zu restaurieren. Nun finden in der Kirche eine Fülle von Veranstaltungen wie Orgelkonzerte, Ausstellungen, Vorträge usw. statt.

Kontakt:
Förderverein St.-Gangolf-Kirche e. V.
Ansprechpartnerin: Waltraud Hornickel
Telefon: 03476 552583
Molmecker Straße 53
06333 Hettstedt

von Otto Spieler

Flamme der Freundschaft Hettstedt
Flamme der Freundschaft © Zeichnung: Hans-Werner Scharf
Flamme der Freundschaft © Zeichnung: Hans-Werner Scharf

Anlass der Errichtung des Denkmals "Flamme der Freundschaft" war die Versorgung des Walzwerkes Hettstedt und der Kupfer-Silber-Hütte im Januar bzw. Februar 1974 mit sowjetischem Erdgas. Am 28. März 1974 verkündet der Bürgermeister der Stadt Hettstedt die Errichtung des Denkmals. Die künstlerische Gestaltung liegt in den Händen des Bildhauers OTTO LEIBE aus Halle. Noch im gleichen Jahr wird die Flamme auf den Obelisken montiert. Heute wird der unter dem Denkmal befindliche Raum vom Förderverein Flamme der Freundschaft e. V. für kleine Ausstellungen genutzt.

Kontakt:
Förderverein Flamme der Freundschaft e. V.
Ansprechpartner: Lothar Hentschel
Telefon: 03476 9069151
Franz-Mehring-Straße 82
06333 Hettstedt

von Otto Spieler

Mansfeld-Museum Hettstedt mit erster deutscher Dampfmaschine

Im Mansfeld-Museum Hettstedt ist die erste von deutschen Arbeitern erbaute Dampfmaschine Watt’scher Bauart ausgestellt. König FRIEDRICH II. kauft 1768 das Burgörner-Revier für 184.500 Taler. Damit geht es in preußischen Staatsbesitz über. Das Bergamt Rothenburg und das ab 1772 gegründete Oberbergamt Rothenburg sind nun für das preußische Revier in der Mansfelder Mulde zuständig. Durch ständig zunehmende Abteuftiefen werden die Wasserhaltungsprobleme immer dringlicher. Die Wasserhaltung gerät an ihre technische Grenze – so auch im von 1780 bis 1783 abgeteuften König-Friedrich-Schacht (100,7 m tief). Das Grubenwasser muss 57 m bis auf den Hoheiter Stollen hochgepumpt werden. Der Konstrukteur und Bauleiter BÜCKLING erhält den Auftrag, nach England zu fahren um die Watt’sche Dampfmaschine im Burgörner-Revier bauen zu können. Mit dem Bau wird 1783 begonnen und 1785 folgt nach erfolgreichem Probelauf die Inbetriebnahme. Die Maschine löst die bis dahin arbeitenden Rosskünste ab. Dabei bewegten Pferde ein Rad, das eine Wasserhebemaschine antrieb. Bereits 1789 muss die Dampfmaschine vergrößert werden. Ab 1794 reicht sie für die Arbeiten im Burgörner-Revier nicht mehr aus und wird in Löbejün eingesetzt.

Anstelle der Dampfmaschine steht seit 1890 das Maschinendenkmal auf der Halde des König-Friedrich-Schachtes. Als 1984 und 1985 die erste deutsche Dampfmaschine Watt’scher Bauart 1:1 nachgebaut wird, kommen einige ausgestorbene Berufe wieder zum Einsatz: z. B. das Holz-, Schmiede- und Gusshandwerk. Um das Modell zu bauen, ist es nötig, Unterlagen und Aufzeichnungen aus den Staatsarchiven Magdeburg, Merseburg sowie der Bergakademie Freiberg einzusehen. 750 Zeichnungen werden daraufhin angefertigt. Am 2. Oktober 1985 wird der Nachbau im neu gebauten Maschinenhaus gegenüber dem Humboldtschloss in Hettstedt-Burgörner der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist u. a. dem damaligen Generaldirektor des Mansfeld-Kombinates Prof. Dr. habil. KARLHEINZ JENTSCH zu verdanken, dass der Nachbau der Dampfmaschine verwirklicht werden konnte.

Kontakt:
Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss Hettstedt
Schloßstraße 7

Telefon: 03 47 6/ 20 07 53
Internet: www.mansfeld-museum-hettstedt.de

Öffnungszeiten: Mi – So 11 bis 17 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)

von Otto Spieler

Brück- oder Wassertor Hettstedt

Das Stadttor in der Stadtmauer wird von 1430 bis 1439 als einfacher Torturm mit nebenstehendem Tor in Höhe des Wipperspiegels erbaut. 1556 wird es erstmals schriftlich erwähnt. Grund ist die Erhöhung beider Wipperufer um vier Meter. Als Übergang wird eine Kettenbrücke aus Holz gebaut. 1655 wird sie durch ein Hochwasser weggerissen. Danach wird eine neue feststehende Brücke aus Holz und mit Überdachung gebaut. Im Jahre 1709 wird sie durch eine steinerne Brücke ersetzt.

1808 weicht die steinerne Brücke wieder einer überdachten Holzbrücke. Darin wird eine französische Wachmannschaft für die Stadt untergebracht, wobei der Zuname „Corps des Cardes“ entsteht. Um 1830 wird das nebenstehende Stadttor abgerissen, 1838 das Brückendach und 1869 die beiden Brückenstützmauern erneuert. Verstärkte Eisenträger und neue Holzbohlen werden aufgelegt.

Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgt der komplette Neubau der Brücke aus Stein. 1988 wird schließlich das Turmdach erneuert.

Sie wird auch die steinerne, große und dunkle Brücke genannt.

Als die Braukommune Hettstedt 1934 ihre 500-Jahrfeier hat, werden alle drei Stadttore nach historischen Vorbildern nachgebaut. Dazu gehört auch das hier abgebildete Brück- oder Wassertor. Man sieht hier auch, dass die Brücke gepflastert ist.

von Otto Spieler

Zuckerhut oder Hexenturm Hettstedt

Die Stadtmauer wird von 1430 bis 1439 erbaut. Der Zuckerhut ist ein Verteidigungsturm in der Stadtmauer. 1434 wird er in seiner bis jetzt unveränderten Form erbaut. Den Namen „Zuckerhut“ brachte ihm sein Aussehen ein.

Um 1720 kommt ein Anbau hinzu. Es werden zwei Gefängniszellen eingerichtet und bis etwa 1950 als Stadtgefängnis genutzt, wodurch er den Zunamen „Hexenturm“ erhält. Ab etwa 1950 wird der Turm als Wohnhaus und Trafostation genutzt. Danach steht das Gebäude bis etwa 1995 leer.

Nach einer grundlegenden Sanierung 1997/98 zieht hier 1998 das Kunstforum Brauhaus e. V. ein, das sich später Kunstzuckerhut e. V. nennt und das Gebäude seither nutzt.

2001 wird die Turmspitze mit einer Höhe von ca. 31m neu verputzt.

von Otto Spieler

Johanniskapelle oder -hospital

1506 wird die St. Johanniskapelle gebaut. Vorher hat dort ein anhaltisches Zollhaus gestanden. Erbauer ist der Hettstedter Bürger Werner Günther.

Ab 1529 liest ein katholischer Priester die Messen. Seit 1562 werden evangelische Gottesdienste gehalten. Im 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 wird die Kapelle stark zerstört. 1667 wird sie erneuert und schließlich 1830, 1853 und 1894 umgebaut. Ab 1880 befindet sich das erste städtische Krankenhaus mit 26 Betten in der Kapelle.

Ab 1925 wird das Stadt – bzw. Kreismuseum in der Kapelle eingerichtet. 1939 erfolgt der Umbau in ein modernes Altenheim. Nach 1960 wird das Gebäude zeitweise von der Stadtverwaltung genutzt.

2015 wird die Johanniskapelle schließlich in privaten Besitz verkauft.

von Otto Spieler

Bahrenhaus

Beim Bau der Stadtmauer von 1430 bis 1439 steht an gleicher Stelle ein stark befestigter Verteidigungsturm der Stadtmauer. Beim großen Brand von 1697 wird er stark beschädigt und nicht wieder aufgebaut.

1543 wird der alte Friedhof, dessen heutiger Standort sich auf der Treppe zwischen Kirche und Rathaus befindet, geschlossen. Er wird auf das Gelände des heutigen Stadtparks verlegt. Dieser Friedhof wird um 1880 allerdings wieder geschlossen.

1812 wird unter Verwendung der alten Turmreste ein neues Bahrenhaus gebaut. Es dient zur Aufbewahrung der Toten vor der Bestattung. Das bis 1811 genau rechts gegenüberstehende Bahrenhaus aus Holz ist bei einer Beerdigung eingestürzt.

1903 entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs ein Stadtpark.

von Otto Spieler

Karmeliterkloster

Das Kloster war das einzige Karmeliterkloster in der Grafschaft Mannsfeld und gehörte zur Diözese Halberstadt.

Die Tafel ist an der Längsseite der ehemaligen Kirche angebracht.

Am 25.06.1451 übergeben die Grafen Günther und Gebhart von Mannsfeld mit Zustimmung des Rates von Hettstedt zwei Sattelhöfe am Freimarkt dem Provinzial und den Brüdern des Ordens unserer lieben Frauen von dem Berge Carmel zum Zwecke der Erbauung eines Klosters. 1452 wird das Kloster durch Bischof Burchard von Halberstadt eingeweiht.

Am 18.03.1517 brennt das vorwiegend aus Holz gebaute Kloster fast vollständig ab. Es wird innerhalb sehr kurzer Zeit aus Stein wieder aufgebaut.

Am 03.05.1525 leidet das Kloster wie viele andere auch im Bauernkrieg unter Plünderungen und Zerstörungen.

Der letzte Priester Johannes Glockmann entsagt dem christlichen Dienst und wird einer der ersten Hettstedter Marktmeister. Er stirbt 1445. Die Stadt erhält das Kloster von den Grafen von Mansfeld. Als Gegenleistung muss sie Johannes Glockmann bis an sein Lebensende Unterhalt zahlen.

1831 wird der Innenraum der Kirche mit einem Durchmesser von ca. 17m ausgebaut.

Kurz nach der Wende wird der Gebäudekomplex bis Freimarkt 10 abgerissen.

von Otto Spieler


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