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QUEDLINBURG

Schlossberg Quedlinburg mit der Stiftskirche St. Servatius. Foto Dr. Klaus George.JPG
Schlossberg Quedlinburg mit der Stiftskirche St. Servatius. Foto Dr. Klaus George.JPG

Stiftskirche, Schloss und Altstadt Quedlinburg sind seit 1994 als Welterbe geschützt. Hier hat der Regionalverband Harz seinen Sitz. Von hier aus wird die Arbeit der Naturparks im Harz in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sowie im Südteil des UNESCO-Geoparks koordiniert. Die knapp 24.000 Einwohner*innen Quedlinburgs leben auf einer Fläche von gut 120 km². Durch die Eingemeindung von Gernrode und Bad Suderode reicht die Stadtgrenze bis weit in den Unterharz.

Seit 2006 ist die Kernstadt angebunden an das Netz der Harzer Schmalspurbahnen. Die knapp 9 km lange Streckenverlängerung zum Bahnhof Gernrode entstand auf dem Bahndamm der 2004 stillgelegten Eisenbahnverbindung von Quedlinburg nach Frose. Von Gernrode aus hatte die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft 1887 begonnen, die Selketabahn (Anhaltische Harzbahn) zu bauen. Die Bahnhöfe und Haltepunkte Gernrode, Osterteich, Sternhaus-Haferfeld und Sternhaus Ramberg liegen seit der Eingemeindung nun im Hoheitsgebiet der Welterbestadt Quedlinburg. Entlang der Streckenerweiterung sind auch Quedlinburg-Quarmbeck und Bad Suderode aus der Kernstadt heraus erreichbar. Wer jeglichen Alltagsstress hinter sich lassen möchte, fährt auf meterspurigen Schmalspurstrecken von Quedlinburg bis Nordhausen, hinauf zum Brocken oder gar bis Wernigerode. Der Weg ist das Ziel! Wer die Welterbestadt selbst zum Ziel hat, nutzt die Bahnstrecke Magdeburg-Thale, vielfältige Busverbindungen oder den PKW. Mit Quedlinburg-Ost und Quedlinburg-Mitte verfügt die Stadt über zwei Anschlussstellen an die Bundesautobahn A 36 von Braunschweig nach Bernburg (Saale). Von der Anschlussstelle Quedlinburg-Mitte gelangt man im Verlauf der Bundesstraße B 79 durch den Quedlinburger Ortsteil Münchenhof nach Halberstadt. Durch Quedlinburg markierten die B 79 und die durch den Quedlinburger Ortsteil Morgenrot verlaufende B 6 (abgestuft zur L 85) die östliche bzw. nördliche Grenze des Naturparks Harz/Sachsen-Anhalt. Sie verläuft entlang der historisch bedeutsamen Verkehrsverbindung von Braunschweig über Wolfenbüttel, und Halberstadt nach Leipzig. Diese war bereits Ende des 18. Jh. zu einer Kunststraße (Chaussee) ausgebaut worden. An weiteren Straßen und Wegen, die Quedlinburg mit dem Umland verbinden, können wir heute noch mehrere Feldwarten bestaunen. Einige von ihnen sind frei zugängliche Aussichtstürme, darunter die Bicklingswarte und die Seweckenwarte unweit der Grenze zu Anhalt. Die Seweckenwarte ist Geopunkt 15 im Geopark-Teilgebiet um die Landmarke 9. Das 42 km lange Quedlinburger Warten- und Landgrabensystem ist eine mittelalterliche Verteidigungsanlage.

Besiedlungsspuren fanden sich aus der Altsteinzeit (u. a. Schlossberg und Seweckenberg), Mittelsteinzeit (u. a. Altenburg und Hakelteich) bis hin zur Bronzezeit (Hortfund vom Lehof), Eisenzeit und Frühgeschichte (Bockshornschanze und Groß-Orden). Der im Jahr 922 erstmals urkundlich erwähnte Platz verdankt seine historische Bedeutung den Liudolfingern (Ottonen). Der Sage nach sollen dem Sachsenherzog Heinrich (U 936) am Finkenherd die Reichskleinodien überbracht worden sein. Fortan König des Ostfrankenreiches hielt sich Heinrich I. wiederholt in Quedlinburg auf, feierte hier dreimal das Osterfest und wohl auch die Hochzeit seines Sohnes Otto. 936 war der (Otto der Große) in Aachen zum König gekrönt wurden. Mit königlicher Zustimmung gründete seine Mutter Mathilde (U 968) auf dem Schlossberg das Stift St. Servatius. Es entwickelte sich zu einem der angesehensten und reichsten Kirchen im Heiligen Römischen Reich. Inzwischen vom Papst zum Kaiser gekrönt, verlieh Otto I. dem Stift Immunität. Der Äbtissin unterstanden alle Quedlinburger Kirchen. Die bereits durch Otto I. erwirkte Exemtion des Stiftes durch den Papst erkannte der Bischof von Halberstadt jedoch erst 1259 an. Die Vogtei ging an die Wettiner über. 1539 wurde Quedlinburg ein evangelisches Freies weltliches Stift, das seit 1663 Sitz und Stimme im Reichstag hatte. 1698 übernahm der Kurfürst von Brandenburg die Schutzvogtei und benutzte den Reichsdeputiertenhauptschluss von 1803 zur Angliederung an den preußischen Staat. Quedlinburg gehörte zunächst zum Kreis Aschersleben, wurde 1901 selbst zur Kreisstadt (Regierungsbezirk Magdeburg, Kreishaus im Stil des Historismus in der Heiligengeiststraße), erlangte 1911 die Kreisfreiheit. Nach der Verwaltungsreform 1952 in der DDR gehörte Quedlinburg zum Kreis Quedlinburg im Bezirk Halle, nach der Wiedererrichtung des Landes Sachsen-Anhalt war Quedlinburg kreisangehörige Kreisstadt des Landkreises Quedlinburg im Regierungsbezirk Magdeburg. 2007 verlor Quedlinburg den Kreissitz, gehört nun zum Landkreis Harz. Das Finanzamt Quedlinburg allerdings ist eine bedeutende Behörde mit örtlicher Zuständigkeit u. a. für Aschersleben, Halberstadt und Wernigerode.

Die fruchtbaren Lössschwarzerden und die besondere klimatische Lage begünstigten die Entwicklung der Stadt Quedlinburg zu einem bedeutenden Standort der Saatzucht. Erhalten hat sich bis heute der Markenname „Quedlinburger Saatgut“. Die Saatgutproduktion (u. a. Getreide) kommt heute allerdings mit wenigen Arbeitskräften zurecht. Forschungsstandort ist Quedlinburg geblieben (Julius Kühn-Institut). Beispielhaft für die Industrie in Quedlinburg soll hier nur die Walzengießerei und Hartgusswerk Quedlinburg GmbH genannt sein. Die Mitteldeutschen Baustoffe GmbH betreibt im Gewerbegebiet einen eigenen Güterbahnhof. Rohstoffgewinnung beschränkt sich auf Quarzsandabbau am Lehof (WOLFF & MÜLLER Quarzsande GmbH). Nach Zahl der Beschäftigten einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist der Tourismus. 473.145 Übernachtungen wurden vom Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt 2018 in Beherbergungsbetrieben mit mindestens 10 Betten gezählt (Quedlinburg einschließlich seiner Ortsteile).

Die Welterbestadt Quedlinburg ist seit 2019 ordentliches Mitglied und unterstützt so aktiv die Natur- und Geoparkarbeit.

von Dr. Klaus George

Weiterführende Literatur:

Schwineköper, B. (Hrsg., 1987): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 11. Provinz Sachsen / Anhalt. 2., überarbeitete und ergänzte Aufl. A. Körner Verlag Stuttgart


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